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Die Sterne standen nicht gut, die Omen waren nicht vielversprechend und als es dann tatsächlich schief lief, konnte ich von Hippie kein Mitleid erwarten. Zu recht.
Das Risiko, eine komplett leere Location vorzufinden, war ja schon beachtlich, zumal zur selben Zeit im Urban Spree wieder eine Ceremony ihren Lauf nahm. Aber ich war in mich gegangen und hatte beschlossen, daß ich erstmal genug vom Urban Spree und den Leuten, denen man an der Warschauer Straße in den frühen Morgenstunden begegnet, hatte und so machte ich mich auf den Weg in die nostalgische Vergangenheit des U5s.
Kaum war ich aus der Tür setzte der Regen schon wieder ein und bis zum Erreichen der Hauptverkehrsader kämpfte ich tatsächlich mit dem Gedanken, umzukehren und es mir in der eigenen Stube gemütlich zu machen. Aber nein, ein Hund muss auch regelmäßig ausgeführt werden und es schadet diesem inneren Schweinehund gar nicht, wenn er ein wenig feucht wird. Auf dem Weg zur U-Bahn fiel mir mal wieder der absolute Mangel an Imbissbuden und Spätis in meinem Kiez auf und ich vertrieb mir die Zeit mit dem mentalen Ablaufen des Weges von den Wohnstätten diverser Freunde zur nächsten ÖPNV-Station und dem Zählen der verfügbaren Spätis. Sind doch weniger als ich dachte.
In der Stadtbahn begegneten mir dann auch schon die ersten Berlinbesucher und Feierwilligen. Insbesondere stachen ins Auge die Borussia-Dortmund-Fans, die sich in den Warnmustern einer Hornisse kleideten und denen daher leicht auszuweichen war. Schwieriger gestaltete sich die Sache mit der Kleingruppe, die sich zu mir auf den Vierer setzte. Zwar ließen sie verlauten, daß ihr Ziel die Warschauer Straße war und sie große Freunde des Yaams (Friede seiner Asche) sind, aber olfaktorisch hätte ihr Ziel auch eine "Motz"-Soliparty sein können. Gut, wenigstens waren es nette Exemplare der feierwütigen Rasse.
Am Alex dann gleich das nächste Ärgernis, da ich die U5 gerade noch davonruckeln sehen konnte, als ich die Rolltreppe runterkam. Sicherlich würde ich auch darauf achten, nicht zu lange an einem Ort stehenzubleiben, wenn mein Abend noch da Verlassen des Ringes auf östlicher Seite beinhalten würde, aber 20 Sekunden Geduld hätte ich dann doch zu schätzen gewusst. So hatte ich dann ausreichend Zeit, mir Gedanken darüber zu machen, ob die Omen nicht doch eine Rückkehr nahelegen würden und ob man vielleicht doch die Zeit zum Vorglühen an einer ortsnahen Alkoholvertriebsstätte nutzen sollte. Aber nichts da. Geduld und Mäßigung regierten und irgendwann konnte man dann auch die Treppe am Frankfurter Tor erklimmen, sich an der Tourigruppe mit eigenem Fass vorbeischlängeln und das Tor zum U5-Club aufstoßen.
Der Rausschmeißer nimmt das Opfer von EUR 3 entgegen, gibt einem nicht nur einen Stempel, sondern auch einen Pappbon ("Falls Du mal rauswillst." und man hört schon, wie Kate Bush über das Wunder des Wolkenkaputtmachens singt und schiebt seinen Enthusiasmus in.....



....die Leere.
Keine Sau auf der Tanzfläche und rundherum nur ein paar dunkle Gestalten in Einser- oder Zweiergrüppchen. Der Regen und der Ruf des Urban Spree waren dann wohl doch zuviel gewesen.
Aber was will man machen?
Mich erinnerte das Ganze doch sehr an die Schuldiscos meiner jüngeren Tage, was ja an sich zum Programm passte, also holte ich mir ein Snakebite von der Bar, ein Getränk, welches mich immer an die letzte Phase meiner Prägruftizeit erinnert, weil ich schon damals nicht doof genug war, es zu trinken. Aber es galt zügig einen Pegel zu erreichen und dafür ist Snakebite ideal. Kann mir eigentlich jemand erklären, warum ein Getränk, welches aus Bier (3.50 EUR/0.5l) und Cider (EUR 4/0.5l) besteht, dann EUR4.50 pro halben Liter kostet? Beide Zutaten kommen vom Fass und der Arbeitsmehraufwand ist jetzt auch keine 50 Cent, sondern bestenfalls einen festen Händedruck und zwei Erdnüsse wert. Aber gut, ich bin sehenden Auges hierher und ich habe sehenden Auges bestellt, da muss Strafe sein.
Ich eroberte mir also einen Barstuhl mit klarer Sicht auf die Tanzfläche und wartete, ob vielleicht noch jemand, den ich kenne, vorbeikommt. (An dieser Stelle bitte nochmal das Video von eben abspielen.) Hexx blinkte mich nach kurzer Zeit von der DJ-Kanzel aus an und ich setze mich in Bewegung, ihn zu begrüßen, nur um vom Barmann aufgehalten zuw werden, was ich denn bitte da oben suchen würde. Es brauchte etwas gutes Zureden seitens des Mannes, den er da so heldenhaft beschützte, bevor der Zerberus die Leiter des DJ-Olymps erklimmen ließ.
Eine Begrüßung und die Hälfte meines Drinks später wagte ich mich dann auf die Tanzfläche, beäugt von den Seiten und den Pärchen, die sich in ihnen zum Nesten zurückgezogen hatten.
Song folgte auf Song und der Abend folgte weiter dem Schema der alternativen Discos meiner jüngeren Tage bis hin zu den Alt.Rock-Hits, über die wir uns zur Jahrtausendwende so gefruet hatten. Von mir würde man da keine Klagen hören. Zwei weitere Biere sollten folgen und auch wenn ich den zweiten Auftritt des Faith Healers danken ausließ, fühlte ich wohl die Grundfeste eines gelungenen Abends. Leider schafften es die kläglichen Reste des Publikums dann irgendwann doch, entweder im Suff umzukippen oder sich auf den Weg in andere Gefilde zu machen und so nutze auch ich gegen 3 Uhr den kurzen Weg zur U-Bahn, um den Abstand zwischen mir und meinem Bett zu verringern.

Dafür, daß es nur drei Drinks waren, hatte ich am nächsten Morgen ein beachtliches Ziepen im Schädel.

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