von_geisterhand: (18)
[personal profile] von_geisterhand
Okay, normalerweise würde ich ja noch nicht mal zugeben, daß ich mir solch eine Publikation überhaupt länger als eine Sekunde anschaue, oder überhaupt einen Gedanken an das Thema verschwenden, aber hier tu' ich das doch mal, weil mich das alles SO aufregt.
Momentan bin ich ja unweit von München und daher hatte ich heute die Gelegenheit, in meinem Lieblingscafe einen Blick auf die BILD München zu werfen. Ich würde an dieser Stelle die Schlagzeilen gerne kurz zitieren (räusper):

"Der perverse Mosi-Mörder: Er ist Asylant aus dem Irak. Sie guckten 3 Stunden lang Porno-Filme. Er verlangte 2000 Euro für Sex. Dann strangulierte er Mosi von hinten." (Titelseite)

Okay, also dröseln wir das mal auseinander und nehmen wir uns der unterschwelligen Botschaften an: Erstmal ist der Typ aus dem Irak. Das heißt ja wohl schonmal, daß er auf jeden Fall ein Terrorist ist. Ein Asylant, also ist er nicht nur asozial, nein, er lebt auch noch vom Geld der Rechtschaffenden.
Und schaut sich drei Stunden lang Pornofilme an. Schwule Pornofilme, das woll'n wir mal nicht vergessen, weil das nackte Mädchen, das auf derselben Seite ist, dient ja der normalen, der gesunden Lustbefriedigung. (Das ist mal ein Bild, man stelle sich das vor, diese Bildtitelseite, klebrig vom Sperma eines Stammlesers).
Dann verlangt dieser schwule, asoziale, potentiell terroristische, Pornos schauende Typ auch noch 2000 Euro für seine Dienste. Weil der Mosi, der hätte ihm das Geld ja sicher nicht angeboten, nein, dieser dreckige Ausländer hat es verlangt!
Und letztlich, und dieses Detail sagt ja wohl alles: Er hat den Mosi von hinten erwürgt. Ehrlos und pervers.

"Auf diesem Sofa hat er mit seinem Mörder masturbiert" (Seite 3, mit Bild eines lächelnden Moshammers vor einer Sitzgarnitur) und dann auf der nächsten Seite ein wackerer Polizist mit dem kleinen Knuddelhund. Schlagzeile "Das ist Daisys neues Herrchen." Damit man auch mal zu sehen bekommt, wie die Guten heutzutage aussehen.

Wieviele Vorurteile kann man eigentlich innerhalb von ein paar Sätzen bedienen? Wie eklatant kann man Meinungsmache betreiben?

Was mich auch fasziniert, ist die Frage, was für ein Bild der durchschnittliche Bildleser wohl vom "Mosi" hat. Einerseits wird da ja sicher der Gedanke umgehen "Joa, ich hab's ja scho' immer g'wusst, der Typ is net normoal." mit dem Hintersinn "Wenn man sowoas mocht, denn passiert ein'm eben sowoas. Sölbst schuld.". Ich weiß, daß das zynisch ist, aber angesichts der Detailverliebtheit des Artikels finde ich die Schlussfolgerung naheliegend. Aber andererseits wird auch immer betont, wie sehr alle Leute ihn geliebt haben und was für ein guter Mensch er doch war. Wie fügt sich sowas zu einem kohärenten Bild zusammen?

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